Kann man sich eine Welt ohne Religion vorstellen, wie John Lennon sang? Oder gehört es zur Natur des Menschen, religiöse Strukturen zu entwickeln, mit Tempeln, Narrativen, Priesterkasten und Gesetzen?
Die Archäologie zeigt, dass der Mensch schon immer auch ein geistiges Wesen war, doch von organisierten Religionen kann man erst ab der neolithischen Revolution sprechen. Die Himmelsscheibe von Nebra mit ihren vier Schaffensphasen erzählt die dramatischen Veränderungen, als Religion und Hierarchie entstanden sind.
In den frühen Hochkulturen am Nil und im Zweistromland waren Religion und ein mit ihr eng verbundenes, hierarchisches, Staatsgebilde das Hauptmerkmal. Ab einem gewissen Grad der Zivilisierung, so die bisherige Forschermeinung, sei die Herausbildung solcher Strukturen alternativlos, um große Bevölkerungen zu beherrschen.
Die vernachlässigte Indus- oder Harappakultur erzählt eine andere Geschichte. Hier finden sich Spuren einer urbanen Gesellschaft, die Seefahrt, Handel, Schrift, Städteplanung, Hygiene und weiteres entwickelte. Aber es lassen sich keine Tempel, Paläste oder Mausoleen finden und auch keine Kriege wurden von dieser Kultur geführt.
Im Hinduismus entstehen heute immer noch neue Götter und Tempel, während alte in Vergessenheit geraten. Auch hier wird deutlich, es ist der Mensch, der die Götter schafft, nicht umgekehrt.