Eugen Drewermann (* 20. Juni 1940 in Bergkamen) ist ein deutscher Theologe, Psychoanalytiker, Schriftsteller und ehemaliger römisch-katholischer Priester. Er ist ein wichtiger Vertreter der tiefenpsychologischen Exegese und als kirchenkritischer Publizist tätig.
Zentral für die Theologie Drewermanns sind die Thesen, dass A) der Mensch sein Heil nur dadurch erlangen kann, dass er im Inneren seiner Seele sich selbst findet und nur dadurch auch zu Gott kommt ohne äußere vollendete theologische Wahrheiten, dass B) biblische Texte wesentlich psychologisch und im Sinne großer Dichter ausgelegt werden müssen, da es im Christentum um die angstlösende Wirkung im Inneren der Seele geht, C) dass Sünde nicht in einem nur ethischen Sinne verstanden werden darf, sondern existenzphilosophisch als Zustand der Verzweiflung im Inneren der Seele interpretiert werden muss, was bedeutet, dass man niemals verurteilend, sondern nur mit dem Versuch eines begleitenden Verstehens auf Menschen zugehen darf, weshalb Gott niemals als ein strafender Gott dargestellt werden darf, der womöglich sogar noch Höllenqualen verhängen könnte, und D) dass man nur dann zu einer gesunden religiösen Auffassung gelangen kann, wenn man alle Religionen, alle Kulturen und alle Kunst, Philosophie und Wissenschaft miteinbezieht, also die unendliche Allgegenwart Gottes zu allen Zeiten und in allen Kulturen wirksam ist und deshalb überall wichtige Aspekte zum Verständnis Gottes zu finden sind.
In diesem grundsätzlichen undogmatischen Verständnisrahmen interpretiert er Jesus Christus als eine Verkörperung einer vollendeten wahren Humanität, die den Menschen im Angesicht Gottes in ein absolutes Vertrauen führen soll, das ihn aus seinem radikalen Ausgesetztsein gegenüber seiner Endlichkeit, Sterblichkeit und Sündhaftigkeit unter der Perspektive einer absoluten Güte befreit. Und nur dies kann den Menschen und die Welt letztendlich erlösen, nicht aber ein festes Schema an gegebenen festgeschriebenen Bedingungen.
Zentrale Gestalten, auf denen die Drewermannsche Theologie aufbaut, sind Martin Luther, Sören Kierkegaard, Sigmund Freud, Giordano Bruno, Fjodor Dostojewski, Albert Camus, Friedrich Schleiermacher, Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche, Albert Schweitzer, Mahatma Gandhi und Buddha. Manchen dieser Größen steht er in Teilen durchaus kritisch gegenüber, aber er erkennt auch in diesen Fällen deren tiefe existentielle Suche an, die ihm viel wichtiger ist als eine scheinbar in sich stimmige Theologie, die jedoch den Tragödien vieler Menschen nicht standhält.