In diesem Gespräch erläutert Prof. Dr. Franz Ruppert seine These, dass die aktuelle Pandemie ein Symptom einer traumatisierten und traumatisierenden Gesellschaft ist. Ausgerechnet auf einen Virus werden nun all die Todes- und Existenzängste projiziert, die bei den meisten Menschen in der Regel aus frühkindlich erlebten Traumata herstammen. Wenn ich daher als Trauma-Opfer mein Opfersein verleugne, lande ich in mannigfachen Opferhaltungen, aus denen heraus ich dann zum Täter an mir selbst und an anderen werde.
Dadurch geschieht es, dass Menschen immer noch mehr den Kontakt mit sich selbst verlieren und von skrupel- und empathielosen, weil selbst früh traumatisierten Trauma-Tätern manipuliert werden können.
Der Ausweg aus diesen endlosen Täter-Opfer-Beziehungen und -Diskursen, die dadurch in einer Gesellschaft entstehen, ist der mutige Blick auf das eigene Opfersein und das Auslösen der frühkindlichen Traumagefühle wie Todes- und Verlassenheitsängste oder Daseins-Scham. Dann bin ich von Trauma-Tätern, die sich als mein Retter in Szene setzen, nicht mehr verführbar. Ich weiß dann, was ich für meine Bedürfnisse wirklich brauche und mit wem zusammen es möglich ist, statt in einem kranken Wir zu überleben, ein gesundes Wir zu leben.