Der Schatten des 19.Jahrhunderts liegt immer noch auf uns. In dieser Folge betrachten wir einen Aspekt der Kultur. Unsere Gesellschaft unterscheidet Musik in ernsthaft und unterhaltsam. Opernhäuser und Orchester werden mit viel Geld aus öffentlicher Hand unterstützt, musikalische Erziehung ist auf Noten und Klassik ausgerichtet. Nun haben alle Geschmacksrichtungen ihren Platz unter der Sonne verdient, aber ist diese Aufteilung der Musik gerechtfertigt?
Oper und Klassik waren in ihrer Zeit Ausdruck einer abgehobenen, höfischen Lebensweise. Das einfache Volk kam höchstens in den Kirchen in den Genuss "gehobener" Musik, einer verkopften Musik ohne Bauch und Rhythmus.
Mit dem Fall Konstantinopels kam neben viel antiken Wissen auch eine dekadente, höfische Lebensart nach Italien. Am deutlichsten wird die menschenverachtende Mentalität damaliger Potentaten beim Einsatz von Kastraten. Unzählige Jungen aus armen Verhältnissen wurden in den Konservatorien zu Sängern ausgebildet, um der Aristokratie als Lustobjekt zu dienen. Ihr Echo ist heute noch im unnatürlichen Gesangsstil der Opernsänger zu hören. Alles Belcanto?
Eine zugegebenermaßen subjektive Kritik, ist dies aber auch eine Geschichte, die viel zu selten erzählt wird.